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Für: Frederking & Thaler

Chris Fitch & Matthew Young

Subterranea

Die geheimnisvolle Welt unter der Erde

Einleitung

1691 hielt ein junger Geophysiker mit schulterlangen Haaren in der Royal Society of London einen Vortrag, der selbst für das an neuen Erkenntnissen reiche 17. Jahrhundert ziemlich verblüffend war. Die Unberechenbarkeit des Magnetfelds der Erde, die fortwährende Wanderung ihrer Pole verwirrte die Wissenschaftsgemeinde. Für Edmond Halley – der, mit dem berühmten Kometen – war die Lösung des Rätsels einfach: Innerhalb des Planeten musste es eine Reihe von konzentrischen inneren Welten geben, jede mit ihrer eigenen Schwerkraft. Der Boden, auf dem wir stehen, sei einfach die 800 Kilometer dicke äußerste Schicht. Die Bewegung der inneren Welten brächte die magnetischen Messwerte durcheinander. Zudem prophezeite er, diese Welten seien von Lebensformen bevölkert und von einem unbekannten unterirdischen Licht erleuchtet, was auch das Polarlicht erkläre.

Halley zauberte diese Theorien nicht aus dem Hut. Er bezog sich dabei auf Jahrtausende von Mutmaßungen, was sich unter unseren Füßen abspielt. Von uralten Mythen bis zu religiösen Vorstellungen von einer Bestrafung nach dem Tod – die Menschheit erstellte immer fantastische Theorien über Unterwelten, oft als Gegensatz zum herrlichen Himmel über uns. In der Flucht aus der Hölle in seiner Göttlichen Komödie malte Dante eine solche Vision in quälenden Details lebhaft aus. Doch das Renommee eines großen Wissenschaftlers wie Halley gab der Theorie von unterirdischen Welten empirisches Gewicht. Halley wird so sehr mit dieser Theorie verbunden, dass er 1736 in seinem letzten Porträt als 80-Jähriger ein Pergament umklammert, dass deutlich eine Darstellung dieser inneren Ebenen zeigt.

Die Wissenschaft verschwendete jedoch zum Pech Halleys nur wenig Zeit auf ...